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Branchen-Insights

Risiko: Mitarbeiterfluktuation – und wie Agenturen damit umgehen

Risiko: Mitarbeiterfluktuation – und wie Agenturen damit umgehen

Unternehmen stehen heute mehr denn je vor der Herausforderung der Mitarbeiterfluktuation. Vor allem Agenturen haben mit ständigen Abgängen zu kämpfen. Dafür gibt es gute Gründe, aber auch Gegenmaßnahmen.

Warum wechseln Berater, Projektmanager und Grafikdesigner ständig ihren Job? Wie kann das verhindert werden? Wo liegen Chancen und Risiken für Arbeitnehmer und geber? Diese Fragen stellen sich zahlreiche Kommunikationsagenturen, die als Teil der Informations- und Kommunikationsbranche mit 59,9 Prozent den vierthöchsten Fluktuationswert auf dem Arbeitsmarkt aufweisen.  

Neben natürlicher Fluktuation, also Todesfälle oder Rente, denkt man instinktiv an Gründe wie ein besseres Gehalt bei der Konkurrenz, eine schlechte Anbindung oder mangelnde berufliche Perspektive. Gerade Agenturen leiden unter dem Vorurteil, dass die Mitarbeiter wöchentlich zig Überstunden sammeln. Doch bei genauerem Hinschauen steckt deutlich mehr dahinter. 

Gute Stimmung, treuere Mitarbeiter

Erkenntnisse aus dem Personalwesen verraten: Vor allem die Unternehmenskultur spielt eine wichtige Rolle. Klar, wer gute Beziehungen zu Kollegen und Chefs hat, geht lieber zur Arbeit, ist produktiver und eher geneigt einer Agentur treu zu bleiben. Andererseits sind fehlende Wertschätzung, unfaire Chefs und genervte Kollegen einer der Hauptgründe für Kündigungen. 

Dazu kommt, dass gerade in den jüngeren Generationen die übergeordneten Ziele eines Unternehmens beachtet werden: Mitarbeiter möchten durch ihre Arbeit nicht nur Geld verdienen, sondern die Welt und Gesellschaft voranbringen – egal ob von Nachhaltigkeit oder Sozialem getrieben. So gelingt es Unternehmen die Bindungen zu seinen Mitarbeitern zu stärken und erfüllende Aufgaben zu schaffen. Das bedeutet konkret: Agenturen können sich an gemeinschaftsdienlichen Aktionen beteiligen, umweltfreundlich wirtschaften oder Kunden annehmen, die ebenfalls ein höheres Ziel haben. Vor allem kleinere Unternehmen und Agenturen achten darauf bisher aber kaum. 

Nicht alles schwarzsehen

Natürlich bringt die Mitarbeiterfluktuation Hindernisse mit sich. Ebenso verstecken sich einige Vorteile, die oft übersehen werden.  

Wir sehen also: Trotz des schlechten Images der Mitarbeiterfluktuation, birgt sie auch Vorteile und ist vor allem in Unternehmen, die Kreativität und neue Impulse benötigen, sogar notwendig.  

Nächster Schritt, nächste Agentur?

Vor allem das Bedürfnis nach Wandel, frischen Eindrücken und neuen Umgebungen ist ein grundlegendes Merkmal kreativer Prozesse. Daher zeigt sich gerade in Agenturen eine hohe Fluktuationsrate nicht unbedingt aufgrund von Unzufriedenheit mit dem Unternehmensklima oder der Bezahlung, sondern vielmehr aus dem Bedürfnis heraus, sich kreativ weiterzuentwickeln. 

Kreativität blüht in einem Umfeld auf, das Raum für Experimente und neue Ideen lässt. Mitarbeiter, deren kreative Entfaltung eingeschränkt oder Fähigkeiten unterfordert  werden, suchen oft nach neuen Herausforderungen. Dann heißt es häufig: Neuer Job, neue Agentur, neue berufliche Alternativen, die hoffentlich mehr Freiheit, Inspiration und Wachstumsmöglichkeiten bieten.  

Deshalb ist es wichtig für Agenturen, nicht nur ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen, das Kreativität fördert, sondern auch Bedürfnisse und Ambitionen ihrer Mitarbeiter zu berücksichtigen, um Loyalität zu gewinnen und qualifizierte Talente zu halten. Konkret heißt das für Unternehmen: offene Arbeitsplätze schaffen, Team-Events veranstalten oder gemeinsam berufliche, aber auch private Erfolge von Mitarbeitern feiern. Schon ein simples auf die Schulter klopfen oder ein lobendes Wort vom Chef wirken Wunder bei der Mitarbeiterzufriedenheit und Motivation. Diese Erkenntnisse reichen bis zu den Hawthorne Studien aus den 1920er und 30er Jahren zurück, die allgemein als Grundstein der HumanResourcesBewegung gelten. 

Aus Sicht einer Agentur

„Ein attraktives Arbeitsumfeld schaffen“ das klingt in der Theorie schlüssig. Aber wie gut kann es wirklich in der Praxis umgesetzt werden? Grit Wehling, Geschäftsführerin von AM Kommunikation, verrät. Für sie stünde vor allem die Unternehmenskultur und das gegenseitige Miteinander im Vordergrund. So lege AM großen Wert auf ein familiäres Umfeld, flache Hierarchien sowie gegenseitiges Vertrauen und Transparenz auch und vor allem seitens der Geschäftsführung.  

Wehling betonte außerdem ihre Ambition, Mitarbeitern Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung zu bieten: „Solange die Menschen lernen können, bleiben sie. Viele gehen, wenn es stagniert.“ Wichtig sei es, Mitarbeitern die Chance zu geben, herauszufinden, welche Stärken und Fähigkeiten sie besäßen und sie entsprechend dieser einzusetzen – natürlich immer im Rahmen der aktuellen Projektlage. Außerdem stünde Jedem ein Budget zu Verfügung, um sich freiwillig durch Fortbildungen weiterzuentwickeln. Auf diese Weise könnte bei interessierten Mitarbeitern Stillstand in ihrem persönlichen Wachstum vermieden werden. Dieser Ansatz wird durch regelmäßige interne Präsentationen – den Campus-Veranstaltungen – fortgeführt, bei denen sich Mitarbeiter gegenseitig Einblicke in ihre respektiven Aufgabenfelder geben. Dadurch werde nicht nur das Verständnis für die Fähigkeiten innerhalb der Agentur gestärkt, sondern auch Begeisterung für andere Arbeitsweisen und Kunden geschaffen. 

Fazit:

Um die am Anfang aufgeworfenen Fragen zu beantworten: Mitarbeiter insbesondere in Agenturen wechseln häufig aufgrund von fehlender Perspektive, schlechter Arbeitsatmosphäre oder einem Mangel an kreativen Möglichkeiten den Job. Allerdings können Maßnahmen ergriffen werden, um die Mitarbeiterfluktuation zu reduzieren. Dazu gehören ein kreativitätsförderndes Umfeld und gelebte Wertschätzung des einzelnen Kollegen. Außerdem nicht vergessen: Mitarbeiterwechsel hat auch Vorteile, von denen eine Agentur oder Unternehmen profitieren kann. 

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