Schreiben kann eigentlich plusminus jeder. Soll der Text jedoch eloquent klingen und seinen Leser emotional packen, hapert es dagegen häufig – insbesondere, wenn man zu sehr auf den Kollegen ChatGPT vertraut. Deswegen liefern wir fünf Tipps für einen besseren Schreibstil, die ihr sofort umsetzen könnt.
An meinen ersten journalistischen Artikel werde ich mich ewig erinnern. Als Redaktions-Volontär mit von der Mutter attestierten Schreibtalent war ich am ersten Tag gewappnet, einen kurzen Online-Artikel zu formulieren. Zumindest glaubte ich das. Heute weiß ich: Der Text las sich grauenhaft und befolgte gerade so die Regeln deutscher Rechtschreibung. Denn zu einem wortgewandten Schreibstil gehört enorm viel mehr.
Ob es darum geht, ein Produkt zu vermarkten, eine Marke zu positionieren, Mitarbeiter für sich zu begeistern oder eine Geschichte zu erzählen. Unser Schreibstil beeinflusst, wie unsere Botschaft aufgenommen wird. Und noch wichtiger: ob weitergelesen oder weggeklickt wird. Elegantes Schreiben ist eine Kunst, die erlernt und verfeinert werden kann.
Nicht alles, was korrektes Deutsch ist, sollte in Texten verwendet werden. Folgende vier Stilfehler sind weit verbreitet. Wer auf sie verzichtet, steigert das eigenen Sprachniveau.
Aktive Satzkonstruktionen beleben den Text. Aussagen wirken direkter und dynamischer. Ein Beispiel: Statt „der Text wurde von mir geschrieben“, sollte es immer heißen „ich habe den Text geschrieben“.
Ein reicher Wortschatz schafft Abwechslung für den Leser. Selbst wenn Wortwiederholungen nicht auffallen, unterbewusst wirkt der Text durch sie monotoner. Ergo: Anstatt mehrfach pro Absatz dasselbe Wort zu verwenden, im Internet nach – passenden – Synonymen suchen.
Verben treiben die Handlung voran und kreieren Dynamik. Wir verschenken daher Potenzial, wenn wir beispielsweise „Dank aussprechen“ anstatt zu „danken“. Unschwer zu erkennen: Die Variante ohne Substantivierung ist kürzer, prägnanter und verständlicher.
Kleiner Selbsttest: Was empfindet ihr bei den Sätzen „Vermeide es, zu spät zu kommen“ und „Strebe danach, pünktlich zu sein“? Selbe Aussage, unterschiedliche Formulierung. Zweitere klingt motivierender und schafft eine positivere Atmosphäre. Gerade Marken, die Emotionen der Leser steuern wollen, sollten darauf achten. Positive Formulierungen sind darüber hinaus meist leichter zu verstehen.
Ein monotoner Schreibstil wird schnell langweilig. Wer kurze und lange Sätze dagegen abwechselt, hält die Aufmerksamkeit der Leser aufrecht. Häufig gelingt das unbewusst. Wer Satzlänger absichtlich variiert, kann einem Text aber zusätzlich einen Rhythmus verleihen. Kurze Sätze bauen Tempo auf, lange nehmen dieses heraus. Soll beispielsweise eine aufregende Szene skizziert oder Nervosität eines Protagonisten versprachlicht werden, lohnen sich viel kurze Sätze hintereinander, gefolgt von einem langen, herauszögernden Satz kurz vor dem Höhepunkt. Um Rhythmus zu üben und bewusst einzusetzen, hier ein Anwendungstipp: Jeder Satz bekommt eine eigene Zeile im Text-Dokument. Das erleichtert den Blick auf die Struktur enorm.
Die „Rule of One“ ist ein Prinzip aus der Marketingkommunikation und dem Werbetexten, um die Effektivität von Botschaften zu steigern. Die Regel scheint simpel: Eine Aussage pro Satz. Eine Information. Eine Emotion. Ein Ziel. Mehr nicht. Denn je weniger Details, desto leichter nehmen Leser die Informationen auf. Nebenbei verhindert das Beachten der Regel verschachtelte Satzkonstruktionen. Und wer will, kann die „Rule of One“ sogar von Sätzen auf Absätze oder ganze Texte ausweiten. Das sorgt für mehr Klarheit im Kopf des Autors und der Leserschaft.
Die Kraft eines Textes verbirgt sich oft in der Verben-Auswahl. Starke Verben stärken die Aussagekraft eines Wortes, verleihen einem Satz Energie und beleben einen Text. Ein typisches Beispiel dafür ist „gehen“. Stärkere Alternativen sind „schleichen“, „sprinten“ oder „schlendern“. Und wer diese Vokabeln nicht im Kopf hat: Ein Blick ins Synonym-Wörterbuch lohnt sich. Doch aufgepasst. Das Streben nach starken Verben trumpft die Wahrheit nicht: Wir dürfen nur „schleichen“ schreiben, wenn dies auch so ist. Außerdem sollten Autoren bei Online-Texten die Suchmaschinenoptimierung (SEO) bedenken, die teils die Verwendung schwacher Verben bedingt, um Keywords abzudecken.
Elegante Texte stecken voller Informationen und Emotionen. Die Kunst ist es – gerade in Zeiten des Internets und sinkender Aufmerksamkeitsspannen –, sich trotzdem kurz zu halten. Unnütze Wörter oder Informationen müssen gnadenlos raus. Sprachlich gesehen betrifft das vor allem Modalverben, Artikel und Floskeln. Bei der Text-Korrektur sollte geprüft werden, welche Worte wirklich gebraucht werden für Verständnis und Dramaturgie.
Neben den fünf genannten Tipps gibt es noch viele weitere Schreibregeln. Abschließend ist es aber wichtig, sich drei Dinge zu merken: Erstens hat jeder seinen eigenen Stil. Autoren feilen stetig daran und werden nicht über Nacht zu Wortkünstlern. Zweitens sind Regeln da, um gebrochen zu werden – Stil ist schließlich auch subjektiv. Und drittens ist es instrumental, bewusst zu schreiben. Beispielsweise können gezielt eingesetzte Negativformulierungen nützlich sein, um entsprechende Emotionen zu vermitteln. Genau das ist es aber, was einen Anfänger vom Profi unterscheidet: Ein Schreib-Profi überdenkt seine Formulierungen und ist sich bewusst, warum er welches Wort einsetzt.
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